Wandern mit Kindern - so haben alle Lust
Mit 20 Wanderspielen gratis!
Unsere Kindern wandern gerne. Wenn ich das erzähle, ernte ich ungläubige Blicke. Und wenn die Eltern dann von Halb-Dramen auf Wanderungen berichten, wird mein Blick ungläubig. Wandern mit Kindern ist super! Wenn du einige "Gebote" beherzigst.
Daher ist dieser Artikel vollgespickt mit praktischen Tipps: was aus meiner Sicht essentiell ist (die 7 Gebote), was du am besten einpackst (Ausrüstungstipps) sowie eine Liste mit 20 Wanderspielen (gratis)!
Die 7 Gebote fürs Wandern mit Kindern
*In einer dunklen, bedeutungsschwangeren Stimme zu lesen:
- Du sollst interessante Wege gehen!
- Du sollst in einem Rudel wandern!
- Du sollst ein lohnendes Ziel wählen!
- Du sollst leckeren Proviant mitführen!
- Du sollst das Kind nicht überfordern!
- Du sollst genug Zeit einplanen!
- Du sollst ein sicherer, ruhiger Anführer sein!
1. Du sollst interessante Wege gehen!
Das erste und wichtigste Gebot. Meide breite, geteerte Wege. Je trampelpfadiger, desto besser. Der aus meiner Sicht häufigste Grund, warum Kinder beim Wort "Wanderung" die Augen verdrehen ist, weil sie sich schonmal fürchterlich dabei gelangweilt haben. Denn Kinder interessiert die kulturhistorische Bedeutsamkeit des Wanderweges ebenso wenig wie die tolle Aussicht. Sie wollen das Abenteuer direkt vor der Nase! Enge, geschlungene Pfade, Hohlwege, kleine Kletterpartien, ein Weg der über Holzstege führt, die Möglichkeit, das ein Reh gesichtet wird.
Wir hatten mal überraschenderweise Rest-Schnee und hatten Turnschuhe an. Da hat keiner gefragt wie lange noch, denn wir mussten von Grasfleck zu Grasfleck springen...
2. Du sollst in einem Rudel wandern!
Kinder werden zu Abenteurern, zu wilden Horden, wenn sie gemeinsam wandern gehen dürfen. Ich vermute, es ist ihnen evolutionär eingeprägt, das Nomadentum in einer Gruppe. Wen könntet ihr mitnehmen? Am besten sind andere Kinder. Aber auch Großeltern können für Abwechslung sorgen. Übergehe diesen Punkt nicht. Die Kinder werden sich alleine beschäftigen, du musst vielleicht mal eine Nase putzen oder Streit schlichten. Ansonsten sind sie in ihrer eigenen Spielwelt unterwegs und du kannst dich endlich mal in Ruhe unterhalten oder die Aussicht genießen.
3. Du sollst ein lohnendes Ziel wählen!
Einfach eine Runde laufen, damit gelaufen ist, lockt natürlich niemanden hinter der Playstation vor. Beliebt sind Burgen, Schlösser oder Ruinen. Ausgrabungsstätten. Ein Berggipfel, der bestiegen werden will. Aber auch ein Eiscafé.
Es muss nicht unbedingt ein Ziel sein. Wenn auf der Strecke interessante Dinge sind, ist auch schon gut.
- Fahrt mit einer Fähre, Zahnradbahn, Seilbahn.
- Ein Bachlauf, ein See oder Tümpel. Ein Wasserfall. Ein Moor.
- Eine Tierbeobachtungsstation, ein Tiergehege, oder auch nur die hypothetische Chance, einen Luchs zu sehen
- Auch die Aussicht, dass man unterwegs grillt oder gar übernachtet sind Motivation
Kannst du deine Kinder mitplanen lassen? Was wünschen sie sich auf der Wanderung?
4. Du sollst leckeren Proviant mitführen!
Vor allem genügend Wasser. Echt. Wassermangel bringt dich ganz schnell in Stress, und dann kannst du Gebot 7 nicht mehr erfüllen. Wanderkinder mögen richtig zünftiges Essen, was man aus der Hand essen kann. Landjäger, gekochte Eier, Äpfel. Kleine süße Überraschungen in petto zu haben ist auch beruhigend.
5. Du sollst das Kind nicht überfordern!
Niemand hat etwas davon, wenn du (oder dein Mann) später angeben, wie weit ihr gelaufen seid, die Kinder aber nur noch die Qualen in Erinnerung haben. Überfordernd kann die Entfernung sein, aber auch die Dauer, die Gehgeschwindigkeit, die Hitze, die Steigung, deine Laune und mangelnde Erfahrung im Wandern. Daher gibt es keine Pauschalangabe, wie weit ein 4jähriges oder ein 10jähriges Kind wandern kann.
Ideal ist es, wenn das Kind hinterher stolz wie Oskar ist. Um das erleben zu können, solltest du die Wanderung eher zu kurz als zu lang planen. Wenn die Wanderung "zu kurz" ist, passiert nichts Schlimmes. Ist sie zu lang und wird als zu anstrengend/langweilig erlebt, kann sich das auf die folgende Wandermotivation negativ auswirken. Mit mehr Wandererfahrung könnt ihr dann auch sportlichere Taten vollbringen.
6. Du sollst genug Zeit einplanen!
Wieso sollte sich ein Kind an deinen Zeitplan halten? Je kleiner die Kinder, desto mehr Zeit solltest du für Ameisenstraßen anschauen, Stöckchen sammeln, Steinchen werfen einplanen. Deine sportlichen Ambitionen solltest du hintenan stellen, wenn du mit kleineren Kindern wandern gehst. Es geht um Naturbeobachtung, für die Entdeckungen der Kinder Zeit haben und einfach unverplante Zeit mit ihnen zu verbringen. Das tut so gut!
7. Sei der gelassene, sichere, ruhige Anführer
Wie sonst im Alltag auch, merken deine Kinder 5km gegen den Wind, ob du unsicher oder gestresst bist.
- Bist du dir wirklich sicher, dass diese Wanderung eine gute Idee ist? Die Kinder spüren es.
- Hast du eigentlich selbst keine Lust? Die Kinder spüren es.
Kinder reagieren unterschiedlich auf den Verlust eines starken Anführers. Je nach Temperament übernehmen sie die Rolle des Anführers oder werden weinerlich, aggressiv, hibbelig...was schon im Alltag nervenaufreibend ist, willst du nicht mitten im Wald ohne Handyempfang!!!
Frage dich:
Was brauchst du, um eine ruhige Selbstsicherheit zu haben?
- Brauchst du einen Plan B (wo fährt ein Bus, gibt es eine Abkürzung, wer könnte uns zur Not abholen)?
- Brauchst du die Sicherheit, gut ausgerüstet zu sein?
- Häufig stellt Zeitdruck einen Stressfaktor dar, befolge daher Gebot 6.
- Habe meine Liste dabei! Sie gibt dir die Sicherheit, dass dir immer etwas einfällt, falls die Laune abzustürzen droht!
Ausrüstungstipps
Natürlich hängt eure Ausrüstung maßgeblich von der Tour ab, die ihr machen wollt. Hier nur einige Anregungen:
- Wetteranpassung, je nachdem Käppi, Regenjacke, Jacke
- genug Wasser und leckeren Proviant
- Bequeme, eingelaufene Wanderschuhe für alle
- Bequeme, praktische Hosen (mit Taschen, Zip-Off)
- ggf. Wechselkleidung (was wird am wahrscheinlichsten nass? Die Hose? Die Socken?)
- Autan gegen Mücken und Zecken und ggf. ein Mittel gegen Stiche
- kleines Erste-Hilfe-Set
- evtl. eine Picknickdecke, Jacken gehen aber auch
- Spontanität und Flexibilität
- gut ausgeschlafen sein
- meine Spielliste (Download siehe unten)
So ein Wespenstich kann die ganze Wanderung vermiesen.
Als Imkerfamilie benötigen wir schnelle Hilfe bei Bienenstichen, daher nutzen wir seit 7 Jahren den Bite Away.
Eine super Sache bei Bienen-, Wespen-, Mücken- und Bremsenstichen. Die Schwellung und der Juckreiz sind bei uns deutlich geringer als ohne die Anwendung!
Ausrüstungstipps für die Kinder
Manche Kinder sind stolz, wenn sie einen eigenen (kleinen) Rucksack tragen. Darin können sie je nach Alter
- ihr eigenes Wasser
- ein Fernglas
- ein Schnitzmesser etc.
mitnehmen und haben Platz für kleine Kostbarkeiten, die sie unterwegs mit hoher Wahrscheinlichkeit finden werden.
Außerdem super: Walkie-Talkie
Gerade, wenn mehrere Kinder gemeinsam wandern, sind Walkie Talkies eine tolle, motivierende Sache! Sie spielen dann "Einsätze", "Räuber und Gendarm" oder "Verstecken" und du kannst dich in Ruhe unterhalten oder die Aussicht genießen.
Kleines Spielzeug
Falls dein Kind gerne Lego, Playmobil oder Autos spielt, kann es davon 1-2 Teile mitnehmen. Evtl. können die Legomännchen ein Dschungel-Abenteuer erleben, so wie hier im Bild...
Abgerundetes, richtig scharfes Kinder-Schnitzmesser. Hat sich bewährt!
Meine Kinder lieben Walkie-Talkies. Unsere Geräte sind alt, gibt`s nicht mehr zu kaufen...daher hier ein vergleichbares Produkt.
Ab wann kann mein Kind wandern?
Antwort: Es kommt darauf an
Prinzipiell kannst du mit deinem Kind immer wandern gehen, nur die Herausforderungen ändern sich.
- Mit Babys geht es darum, welche Wege kinderwagentauglich sind oder welche Babytrage sich am besten eignet.
- Dann kommt das Alter, in dem sie gerne schon selbst laufen möchten, aber auch noch ein Gefährt oder eine Trage brauchen. In dieser Zeit liegt der Fokus eben auf Naturzeit und nicht auf Kilometer machen.
- Dann kommt die Phase, in der sie zu groß für einen Buggy sind aber schnell ermüden (Kindergartenalter). Hier hat sich für flache Strecken ein Laufrad bewährt um vorwärts zu kommen. Oder - nicht zu unterschätzen - eine Gruppe etwas größerer Kinder, die das Kleine "mitreißen".
- "Richtig" wandern kann man plusminus ab 5 Jahre. Wobei es Familien gibt, die mit kleineren Kindern richtig tolle Touren machen, da sind die Kinder aber von Anfang an daran gewöhnt.
Mein Kind will nicht wandern - Geheimtipp
Falls du weißt, dass das Wort „Wanderung“ bei deinem Kind einen Trotzanfall auslöst, BENUTZE ES NICHT!!!
Wie wäre es mit
- Ausflug
- Schatzsuche (in diesem Fall solltest du tatsächlich etwas Kleines verstecken)
- Erkundungstour (Wir wollen den xy-See erkunden. Mal sehen, ob es dort...gibt)
- Kleines Abenteuer
- Forschungsreise (Wir wollen herausfinden...)
Wie du das ganze "verkaufst" wirkt sich deutlich auf die Motivation der Kinder aus! Je kleiner, desto beeindruckter sind sie, wenn ihr statt zum Spaziergang auf "Expedition um den Ententeich" geht, bei der eure Mission ist, zu schauen, ob es den Enten gut geht und sie mit dem Fernglas genau zu beobachten.
Wanderspiele - Das Ass im Ärmel
Wenn du die obigen Gebote brav befolgst, sollte dein Kind überwiegend freudig bei der Sache sein. Falls die Stimmung aber doch mal kippt ist es gut, wenn du einige Wanderspiele kennst.
Vielleicht sind dir aus deiner Kindheit noch Reime wie "Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm" bekannt. Auch "Engelchen flieg" kann man mal eine Weile mit kleineren Kindern machen (Vorsicht: Kinder, die klettern und hängen nicht gewohnt sind, kugeln sich leichter den Arm aus. Daher: Nicht nur an der Hand hochziehen, sondern auch den Oberarm greifen).
Aber eine ganze Liste mit Wanderspielen wäre doch beruhigender, oder? Ein Spickzettel gegen schlechte Wanderlaune?
Bitte sehr:
Meine 20 Wanderspiele (ohne Vorbereitung spielbar)
Das ist enthalten:
- 20 Wanderspiele ausführlich erklärt
- Die Wanderspiele als "Spickzettel" zum Mitnehmen
- Eine Kurzfassung der "7 Gebote" als Checkliste für deine Planung
Fazit
Wandern mit Kindern ist eine super Sache. Wir verbringen Zeit miteinander, sind draußen, bewegen uns und erleben kleine Abenteuer. Richtig gut für alle wird es, wenn wir als Eltern schon bei der Planung an die Bedürfnisse der Kinder denken. Wenn wir unterwegs dann noch selbst freudig bei der Sache sind und entspannt bleiben (z.B. weil wir einen Plan B und die richtige Ausrüstung haben) - kann es nur noch gut werden, oder?
Jetzt interessiert mich natürlich, welche Erfahrungen du mit dem Wandern gemacht hast. Gehen deine Kinder gerne mit? Was spielt ihr unterwegs? Schreibe es mir im Kommentarbereich.